Worauf du bei der Verwendung von Fructaid achten solltest

Wenn du von einer Fructoseintoleranz bzw. einer Fructosemalabsorption betroffen bist, hast du sicher schonmal von dem Medizinprodukt Fructaid gehört. Da mich regelmäßig Fragen dazu erreichen, schauen wir uns heute mal an, was das eigentlich ist, wie es funktioniert und worauf du achten solltest.

Was ist Fructaid eigentlich?

Fructaid sind Kapseln aus der Apotheke, die vor allem Menschen mit einer erworbenen Fructoseintoleranz (Fructosemalabsorption) helfen sollen, indem sie nach dem Essen einer fructosereichen Mahlzeit vor Beschwerden schützen sollen. Sie werden dafür kurz vor der Mahlzeit eingenommen.

Wie funktioniert das?

Um zu verstehen, wie die Kapseln wirken, muss man auch wissen, was bei einer Fructoseintoleranz im Körper abläuft. Die Kurzform: Du isst Fructose und diese gelangt in den Dünndarm. Dort sind deine Fructose-Transporter mit der Menge überfordert und können nicht die ganze Fructose aufnehmen. Die überschüssige Fructose kommt dann in den Dickdarm, in welchem sich die Bakterien über sie hermachen und es zu Verdauungsbeschwerden kommen kann.

In den Fructaid-Kapseln befindet sich das Enyzm Glucose-Isomerase (oder auch Xylose-Isomerase). Das wandelt im Dünndarm die Fructosemoleküle zu Glucose um. So soll keine überschüssige Fructose in den Dickdarm gelangen und kann dort auch keine Beschwerden auslösen.

Worauf du achten solltest

Alte Packungen könnten noch Titandioxid enthalten

Titandioxid (oder auch E171) wurde häufig in Fertigprodukten oder eher billigen Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Seit Sommer 2022 darf es jedoch in keinem Lebensmittel in der EU mehr eingesetzt werden. Es wurde von der EFSA (Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) als nicht mehr sicher eingestuft, da eine erbgutschädigende Wirkung nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Zudem schädigt es die Darmschleimhaut und kann Darmentzündungen auslösen

Für Medikamente ist Titandioxid aktuell noch zugelassen. Es gibt Meinungen, dass es sich dabei immer nur um geringe Mengen handle und die gesundheitlichen Risiken deshalb sehr gering seien. Trotzdem wird davon ausgegangen, dass die Verwendung von Titandioxid auch in Arzneimitteln bis 2024/2025 verboten wird.

Auch Fructaid enthält oder enthielt Titandioxid. Denn ob es aktuell noch immer enthalten ist, konnte ich nicht herausfinden. Auf der Webseite und vielen Apotheken-Onlineshops, findet sich Titandioxid noch als Inhaltsstoff, im herunterladbaren Beipackzettel jedoch nicht mehr. So oder so, lohnt sich hier ein Blick auf die Packung. Denn alte Packungen (oder welche, die vor einer möglichen Rezepturumstellung von den Apotheken bestellt wurden) könnten den Stoff noch enthalten.

Trehalose und Clostridium difficile

In Fructaid ist auch Trehalose enthalten. Trehalose ist eine Zuckerart, die in vielen natürlichen Lebensmitteln und Pilzen vorkommt. Manchen Menschen fehlt das Enzym, um Trehalose aufzuspalten. Diese können dann mit Durchfall oder Blähungen reagieren. Aber diese Unverträglichkeit soll relativ selten vorkommen.

Trehalose wird jedoch auch sehr gern von bestimmten Stämmen des Clostridium difficile genutzt. Das ist eine sehr gefürchtete Bakterienart, da sie nicht so leicht zu behandeln ist. Sie produziert verschiedene Gifte, die die Darmschleimhaut angreifen, und ist ein häufiger Erreger von Durchfallerkrankungen. Bei alten und schwachen Menschen können diese Infektionen zu Krankenhausaufenthalten und bis hin zum Tod führen. Der Keim wird auch als “Krankenhauskeim” bezeichnet, da er sich vermehrt in Krankenhäusern tummelt. Er hat sich aufgrund des häufigen Antibiotikaeinsatzes in den letzten Jahren stark verbreitet, da Clostridium difficile gegen viele Antibiotika resistent ist. In einer kleinen Menge finden sich diese Bakterien auch in einer gesunden Darmflora, jedoch sollten sie immer in Schach gehalten werden. 

Häufig werden Infektionen mit Clostridium difficile durch eine Antibiotikatherapie ausgelöst, da sie eben viele herkömmliche Antibiotika überleben, während viele der anderen (auch guten) Darmbakterien ausgelöscht werden. Bestimmte Stämme von Clostridium difficile (vor allem die, die für viele Ausbrüche in Amerika & Europa verantwortlich sind) können den Zucker Trehalose nutzen, um sich stark zu vermehren. Der genaue Zusammenhang zwischen Trehalose und Clostridium difficile wird noch erforscht. Trotzdem ist man gut beraten, wenn man kurz vor, während oder direkt nach einer Antibiotikabehandlung auf zugesetzte Trehalose verzichtet, um das recht ungehinderte Wachstum von Clostridium difficile nicht sehr zu verstärken.

Beeinflusst den Blutzuckerspiegel

Wenn wir bestimmte Kohlenhydrate (wie z.B. alles mit Stärke) essen, werden diese in unserem Darm in Glucose aufgespalten. Diese Glucose wird aufgenommen und gelangt dann direkt ins Blut. Dort erhöht sie deinen Blutzuckerspiegel und sorgt für eine Insulinausschüttung. Diese fällt, je nachdem wie hoch der Blutzuckerwert ist, höher oder niedriger aus. Wenn nun Fructose ebenfalls in Glucose umgewandelt wird, kann das den Blutzuckerspiegel noch stärker beeinflussen. Es können größere Blutzuckerspitzen entstehen und diese können deinen Insulinhaushalt durcheinander bringen.

Wirkt möglicherweise nicht immer

Wie bereits erklärt, wandelt Fructaid ausschließlich Fructose in Glucose um. Die Fructosemenge einer Mahlzeit ist natürlich bei einer Fructoseintoleranz sehr relevant. Doch es ist häufig nicht das einzige Problem. Viele Menschen mit einer Fructoseintoleranz vertragen zum Beispiel auch Knoblauch oder Zwiebeln nicht so gut, da sie Fruktane enthalten. Fruktane bestehen aus Fructosemolekülen, werden jedoch erst im Dickdarm von den Bakterien aufgespalten. Fructaid wirkt jedoch nach eigenen Angaben nur im Dünndarm (der befindet sich im Verdauungsablauf vor dem Dickdarm) und kann diese Fructose nicht mehr in Glucose umwandeln. So kommt es ebenfalls zu Verdauungsbeschwerden.

Keine Informationen zur Auswirkung auf die Darmgesundheit & Darmflora

Laut Hersteller können 1-4 Kapseln pro Mahlzeit eingenommen werden. Und das bis zu 4 Mal am Tag. Theoretisch jeden Tag. Wie viele der Kapseln du pro Mahlzeit nimmst, musst du selbst abschätzen. Da jeder Körper unterschiedlich ist, werden keine Angaben zu der umgewandelten Fructosemenge gemacht. 

Aktuell gibt es keine Langzeitstudien, wie das enthaltene Enzym oder Fructaid im Alltag in welcher Menge wie wirkt. Das enthaltene Enzym Glucose-Isomerase ist allgemein als sicher anerkannt, jedoch beruht die Einschätzung nur auf dem Einsatz in der Lebensmittelindustrie (z.B. um verschiedene Zuckersirupe herzustellen) und nicht als Hilfsmittel bei Fructoseintoleranz. Es wurden auch keinerlei langfristige Nebenwirkungen untersucht. Ob und welche Auswirkungen die Verwendung also auf die Darmgesundheit und die Darmflora hat, kann nicht gesagt werden.

Das Problem wird nicht langfristig angegangen

Häufig dienen solche Tabletten als Nothilfe, wenn man irgendwo eingeladen ist oder auswärts essen geht. Doch diese “Unbeschwertheit” ist verlockend. Nicht selten kommt es dann zum regelmäßigen Gebrauch. Dabei wird das Hauptproblem komplett außer Acht gelassen. Fructaid kann immer nur eine kurzfristige Hilfestellung bieten, aber niemals eine langfristige Strategie sein, um möglichst viele Lebensmittel wieder essen zu können. Das Fructose-Problem wird nur kurzzeitig überdeckt, aber niemals langfristig verbessert.

Für wen Fructaid eventuell nicht geeignet ist

Menschen mit einer hereditären Fructoseintoleranz (also der angeborenen Form) sollten Fructaid nicht einnehmen. Hier liegt das Problem nämlich nicht in der verminderten Fructoseaufnahme des Darms.

DiabetikerInnen müssen besonders aufpassen. Da die Fructose in Glucose umgewandelt wird, muss die größere Glucosemenge mit einberechnet werden.

Kinder, Schwangere und Stillende sollten vorher mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin Rücksprache halten.

Lass es uns gemeinsam angehen

Ich helfe dir den Ursachen für deine Beschwerden auf den Grund zu gehen und sie langfristig zu verbessern. Dabei schauen wir uns deinen Körper im Ganzen an und ich gebe dir auf dich zugeschnittene Tipps & Tricks.

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Ganzheitliche Ernährungsberaterin & Bloggerin

Hey, ich bin Anja

Ich bin das Gesicht hinter HOL.EAT und helfe als zertifizierte Ernährungs- und Gesundheitsberaterin Menschen mit diffusen Verdauungsbeschwerden, Unverträglichkeiten oder Reizdarm, wieder ein unbeschwertes Leben zu führen.

Ich habe selbst eine Fructose- und Laktoseintoleranz und kenne die Herausforderungen, die Sorgen und vielen Fragen nur zu gut. Ich zeige dir in meinem Coaching, wie du natürlich und ganzheitlich deine Darmgesundheit wieder in die richtigen Bahnen lenken kannst.

Meine Mission ist es, zu zeigen, dass auch eine angepasste Ernährung lecker, bunt und gesund sein kann und dass man sich selten mit dem Satz "Das ist jetzt halt so" abfinden muss.

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