Tipps für den Südtirol-Urlaub (bei Fructose- und Laktoseintoleranz)

Das inoffizielle Motto für meinen diesjährigen Sommerurlaub lautete “Wandern & Wein”. Und so habe ich die erste Urlaubswoche auf einer eher einsamen Almhütte auf 1.700m verbracht und die zweite Woche im wunderschönen Südtirol.

Während die erste Woche tatsächlich mehr von Ruhe und mehr oder weniger einsameren Wanderungen geprägt war (und genau das hab ich auch gesucht), war die zweite Woche voller kleiner Unternehmungen und Entdeckungen. Und vor allem war sie eine richtige Südtiroler Schlemmerwoche. 

Für den Fall, dass es euch auch in die Gegend verschlägt (was ich wirklich nur empfehlen kann), möchte ich meine kleinen Schlemmertipps natürlich auch weitergeben. Denn ich weiß selbst, dass ein Urlaub mit Intoleranzen bei weitem nicht immer leicht ist.

Hotel oder Ferienwohnung

Seit ich meinen verrückten Hund habe, bin ich sowieso lieber in Ferienhäusern/-wohnungen oder Hütten. Und das hat sich durch die Intoleranzen natürlich auch nochmal verstärkt. Denn so kann ich selbst einkaufen, kochen, backen und entscheiden wann ich wo was essen gehe. Ich bin nicht darauf angewiesen, an einem Hotelbuffet zu essen, wenn es mir zum Beispiel nicht so gut geht und ich nur etwas ‘Sicheres’ essen möchte. Und allein das macht mir persönlich schon weniger Druck und Stress.

Mittlerweile gibt es auch so viele Frühstücksangebote, dass man sich auch hier mal auswärts umsehen kann, wenn man zum Beispiel keine Lust hat, immer selbst alles zuzubereiten.

Auswärts essen

Je nachdem wo man sich in Südtirol befindet, kann die Küche (und das ganze Feeling) noch eher österreichisch oder schon mehr italienisch sein. Ihr habt also die volle Auswahl. Was man wie verträgt, ist natürlich eine sehr individuelle Angelegenheit. Einerseits kommt es darauf an, welche Intoleranzen du hast und dann auch welche Toleranzgrenzen du dabei jeweils beachten musst. Das ist bei jedem anders. Manche vertragen auch im Urlaub mehr Lebensmittel als im Alltag, weil der ganze Stress-Faktor wegfällt. 

Ausgehängte Speisekarten ansehen

In fast allen Restaurants findet man Speisekarten ausgestellt oder ausgehangen. Manchmal gibt es auch ein Schild mit den Tagesangeboten. Hier lohnt es sich vorher mal einen Blick drauf zu werfen. Ich habe viele tolle Restaurants gesehen mit sehr lecker klingenden Gerichten, die jedoch eher ein Problempotenzial für mich hatten, da sie zum Beispiel Milchprodukte enthielten oder Soßen mit Zwiebeln oder Knoblauch.

Muss man in Italien probieren: originale Spaghetti Carbonara

Ich war auf der Suche nach einer originalen Spaghetti Carbonara. Wer mein etwas angepasstes Carbonara-Rezept schon kennt, weiß bereits, dass die original italienische Carbonara nicht mit Kochschinken und Sahne gemacht wird. Sie besteht nur aus Nudeln, italienischem Schinkenspeck (original meist Pancetta oder Guanciale), Parmesan und Eiern. Also per se schonmal fructosefrei und laktosefrei. Nur die Nudeln sind leider fast immer Weizennudeln. Über die ganze Weizen-Dinkel-Thematik habe ich ja schonmal berichtet. Ich persönlich habe ab und zu kein Problem mit Weizen und vertrage ihn dann auch problemlos.

Bei manchen Restaurants gab es aber auch glutenfreie Nudeln.

Ich habe die bislang besten Spaghetti Carbonara in Bozen in einem kleinen Restaurant namens Trattoria Filo d’Olio gegessen. Es liegt in einer kleinen Seitenstraße und hat auch nicht viele Plätze. Da muss man also auch etwas Glück haben und sollte sowohl mittags als auch abends nicht zu spät essen gehen. 

In Italien zählen manche Pastagerichte übrigens zu den Vorspeisen. So meine Carbonara. Die Portion war deshalb auch nicht so riesig und man ist danach nicht ins Fresskoma gefallen. Wer aber weiß, dass er viel essen möchte, sollte bei der Bestellung nach einer größeren Portion fragen.

Pizza

Während es hier gefühlt kein italienisches Restaurant ohne Pizza auf der Karte gibt, hatte ich das Gefühl, dass sie in Norditalien gar nicht so oft angeboten wurde. Stattdessen gibt es überall Ragout (vom Kaninchen, vom Reh, vom xyz…).

Pizzateig und Laktose

Aber natürlich findet man auch in Südtirol Pizza. Wenn ihr eine Laktoseintoleranz (oder auch eine Milcheiweißunverträglichkeit) habt und stark auf Milch reagiert, lohnt sich hier eine Nachfrage beim Service. Denn Pizzateige werden auch sehr gern mit einem großen Anteil Milch statt Wasser gemacht.

Tomatensoße und Fructose

Tomatensoßen werden nicht von jedem vertragen. Einerseits weil sie oft Zwiebeln oder Knoblauch enthalten (was man ja noch erfragen könnte), andererseits, weil Tomaten an sich nicht immer vertragen werden. Ich lasse sie auf der Pizza beispielsweise bislang noch weg und bestelle einfach immer ohne Tomatensoße. Stattdessen landet dann meist eine großzügigere Ladung Mozzarella auf der Pizza. 

Käse und Laktose

Der häufig verwendete Streu-Mozzarella ist meist so lange gereift, dass er laktosefrei oder laktosearm ist. Da besteht also in der Regel wenig Gefahr. Wo du hingegen bei einer Laktoseintoleranz etwas aufpassen solltest, ist der Büffelmozzarella, denn der enthält im Normalfall noch Laktose. Bei manchen Pizzen wird der gerupft und auf der Pizza verteilt. Jedoch steht das meist immer als Zutat mit auf der Speisekarte.

Käsespätzle

Ich mag Käsespätzle sehr gerne. Aber gerade bei der Kombi Fructose- und Laktoseintoleranz sollte man ein paar Nachfragen stellen.

Häufig bestehen sie nämlich nicht nur aus Spätzle und Käse, sondern enthalten auch noch Sahne oder Milch, um das Gericht cremiger zu machen. Und die Zwiebeln oder Röstzwiebeln darauf nicht zu vergessen.

Ich verweise also immer darauf, dass ich einige Sachen nicht vertrage und frage immer, ob ich tatsächlich nur Spätzle mit Käse bekommen könnte. Ohne Sahne, Milch und Zwiebeln. Und bei allen Hütten und Restaurants, in denen frisch gekocht wurde, war das bisher auch nie ein Problem.

Die Spätzle an sich sind im Normalfall ohne Milch gemacht, bestehen aber meistens aus Weizenmehl. Wie schon bei den Nudeln geschrieben, ist Weizen bei mir aber ab und zu kein Problem. Wer hier sehr empfindlich reagiert, sollte das also auch im Blick haben

Hier solltet ihr aufpassen

Sowohl in der österreichischen als auch in der italienischen Küche wird sehr viel mit Zwiebeln und/oder Knoblauch gekocht. Häufig werden diese beiden Dinge bei einer Fructoseintoleranz nicht so gut vertragen. Wer damit also Probleme hat, sollte sich absichern, dass nichts davon im Essen landet. Öffne also schonmal Google Translator und suche die Begriffe 😉 

Auch Tomaten werden gern verwendet und nicht von jedem vertragen. Deshalb sei auch hier achtsam. 

Ansonsten würde ich von Risottos, so lecker sie auch sind, sicherheitshalber Abstand halten. Denn in der Brühe findet sich gern Zwiebeln oder Knoblauch. Auch Salate würde ich immer ohne Dressing bestellen und stattdessen um Olivenöl, Zitrone und Salz bitten. Denn das Dressing enthält meist Zucker und Balsamicoessig (der auch ordentlich Zucker enthält). 

Ich habe mir einfach etwas von meinem Salzgemüse mitgenommen und in der Ferienwohnung selbst Champignon-Mangold-Risotto gemacht. Sehr verträglich und ohne böse Überraschungen.

Was man sonst noch in Restaurants essen kann

Was fast immer geht, ist Schnitzel mit Kartoffeln oder Pommes (dann aber nur mit Salz gewürzt). Auch gebratener Fisch (auch hier nur um Salz und Pfeffer als Gewürz bitten) oder manche Salate (ohne Dressing, wie oben beschrieben) können verträglich sein. Halte einfach etwas die Augen offen und frage im Zweifel einfach nach. Mein Standardsatz “Ich vertrage viele Sachen nicht, deshalb muss ich mal kurz nachfragen, ob…” kann ich mir mittlerweile schon auf die Stirn schreiben. Aber auch dafür sind Servicekräfte da. Um Auskunft zu erteilen und weiterzuhelfen.

Brot und Co.

Meine Entdeckung des Urlaubs war die Bäckerei Mein Beck. Ich muss zugeben, dass ich generell eine Faszination und Liebe für das traditionelle Bäckerhandwerk habe. Mir geht da also eh schon immer das Herz auf und ich könnte stundenlang davon schwärmen. 

Die Bäckerei setzt auf lange Teigruhe. Somit wird das Brot oder die Brötchen wesentlich bekömmlicher und besser verdaulich. Häufig arbeiten sie auch mit Sauerteig. Dabei handelt es sich fast immer um Roggensauerteig (wie die meisten Bäckereien). Roggen enthält Fructane und ist bei Fructoseintoleranz nicht immer so verträglich. Deshalb habe ich auch die Finger von allen Produkten mit “Roggenmehl” gelassen. Allerdings kann die Verträglichkeit beim Sauerteig schon wieder anders aussehen. Ich habe zum Beispiel alle Produkte super vertragen, obwohl (oder gerade weil) Roggensauerteig enthalten war. Deshalb lass dich davon nicht direkt abschrecken und teste es vorsichtig aus. Außer du stehst noch ganz am Anfang deiner Fructosereise. Dann würde ich auch davon erstmal noch die Finger lassen.

Auf der Webseite findest du auch das Sortiment mit den enthaltenen Zutaten. Ich bin also mit meiner vorgeschrieben Einkaufsliste in eine der Filialen gerannt und wusste schon genau, was ich wollte.

Was ich dir empfehlen kann:

  • Weißer Dinkellaib: Das absolut sicherste Dinkelbrot ohne unverträgliche Zusätze und auch ohne Vollkornmehl
  • Nuss-Dinkel-Brötchen: sehr ballaststoffreich – kann nicht jeder direkt in der großen Menge ab, aber super lecker!
  • Dinkel Focaccia: mega weich und lecker
  • Hanf-Dinkel-Vollkornkasten: sehr ballaststoffreich – auch hier langsam rantasten. Enthält aber schon verdauungsfördernde Gewürze wie Kümmel und Fenchel (ich liebe es, wenn sowas bei der Brotentwicklung mitgedacht wird)
  • Bio-Dinkelbrötchen 100%: Enthält mehr Ballaststoffe als das Dinkelbrot, weil es einen Vollkornanteil besitzt

Es gibt auch noch ganz viele Produkte mit Weizenmehl. Wer das gut verträgt, kann sich also auch da nochmal durchtesten. 

Weinparadies Südtirol

Südtirol ist voll mit Apfel- und Weinplantagen. Und so findet man gerade entlang der Südtiroler Weinstraße (an der wir auch waren) so einige Weingüter. Die Winzer kennen ihre Weine in der Regel sehr gut und können einem sagen, ob der Wein trocken ist und häufig sogar welche Restzuckermengen enthalten sind. 

Ich bin Weißweintrinkerin und hab mich deshalb umso mehr gefreut, dass in Südtirol am häufigsten Grauburgunder (oder auch Pinot Grigio genannt) angebaut wird. Wir haben uns also mit ein paar Weißweinflaschen eingedeckt und unsere eigene kleine Weinverkostung gemacht. Dabei hab ich den Pinot Grigio von Alois Lageder entdeckt und hätte niemals gedacht, dass er trocken ist, weil er tatsächlich sehr fruchtig schmeckt und so eine tolle Farbe hat. Deshalb hab ich mich im Alois Lageder-Weinshop auch nochmal zum Thema Restzucker informiert und der liegt wohl tatsächlich bei 2g/100ml. Was sehr wenig ist, wenn man bedenkt, dass Weine bis zu 9g/100ml enthalten können und noch immer als “trocken” bezeichnet werden dürfen. Mehr zu dem Thema Alkohol, Restzucker und Fructoseintoleranz findest du auch in diesem Beitrag

Übrigens lohnt sich da auch ein Ausflug zum Alois Lageder Paradeis. Das befindet sich in einem kleinen Städtchen (Margreid) und ist wirklich sehr schön. Auch wenn du kein großartiger Weinkenner bist und mit dem ganzen Weinverkostungslifestyle nichts anfangen kannst, lass dich davon nicht abschrecken. Wein kann auch schmecken wenn man nicht 5 verschiedene Noten von Pfirsich bis Gurke rausschmeckt 😉

Käse

Es gibt sowohl in Österreich als auch in Südtirol viele Rohmilchkäsesorten. Viel mehr als bei uns, habe ich das Gefühl. Beim Rohmilchkäse wird, wie der Name schon sagt, Rohmilch verwendet. Das heißt die natürlichste Form der Milch, die nicht pasteurisiert oder ultrahocherhitzt wurde. Rohmilch enthält somit auch noch viele natürliche Bakterien. Da diese Bakterien unter Umständen auch krankmachender Natur sein können, wird das Thema Rohmilch teilweise sehr kritisch gesehen (vor allem bei Schwangeren, Kindern und kranken oder älteren Personen). Bei einer langen Reifezeit enthält Rohmilchkäse im Normalfall keine unerwünschten Mikroorganismen mehr. Wer da auf Nummer sicher gehen will, sollte also nach länger gereiftem Hartkäse Ausschau halten.

Sehr viele Käsesorten sind auch von Natur aus laktosefrei, weil sie lang genug gereift sind. Da können dir die VerkäuferInnen weiterhelfen und stehen eigentlich immer mit Rat und Tat zur Seite.

Ein Gang in die Feinkostläden oder in extra Käseläden lohnt sich hier auf jeden Fall. Auch auf den Märkten gibt es häufig Käsestände. Du musst also nicht unbedingt im Supermarkt kaufen. 

Schinken

In Südtirol gibt es nicht nur eine große Käseauswahl, sondern auch sehr viel Schinken bzw. Schinkenspeck. Häufig steht auf der Zutatenliste einfach nur “Gewürze”, was prinzipiell fast alles heißen könnte. Wir haben unseren Schinken an Marktständen gekauft und konnten deshalb auch nachfragen, ob Zwiebeln oder Knoblauch enthalten sind. Wenn es nicht explizit Knoblauchschinken ist, ist das tatsächlich auch eher selten der Fall.

Und so haben wir uns mit Wein, Brot, Schinken, Käse und gutem Olivenöl eingedeckt und haben auf dem Balkon unserer Ferienwohnung geschlemmt und uns durchprobiert.

Geheimtipps

Zum Schluss habe ich noch ein paar mehr oder weniger geheime Tipps für dich:

  • Auch wenn Fleischer dran steht, ist nicht immer nur Fleischer drin. Gerade in den kleinen Städten haben viele Fleischer auch regionalen Käse im Angebot. 
  • Es gibt einige kleine Feinkost- und Bioläden oder Hofläden. Fast in jedem Örtchen findet man einen. Hier bekommst du meist das beste italienische Olivenöl und eine kompetente Beratung. Aber Achtung: Von ca. 12 Uhr bis 14/15 Uhr sind die Läden in Italien meistens geschlossen.
  • Halte Ausschau nach den Märkten. In den großen Städten wie Meran oder Bozen finden teilweise sogar täglich Märkte statt. Es lohnt sich, mal ganz entspannt über einen italienischen Markt zu schlendern. Die Markttage findest du meist einfach im Internet.
  • Nimm dir Italien mit nach Hause: Unser Auto war vollgepackt mit italienischem Schinken, Wein, Käse, Olivenöl und Brot. Vieles hält sich entweder lang oder kann problemlos eingefroren werden. 

Ich hoffe meine kleine Südtirol-Sammlung hilft dir weiter bei deinem nächsten Südtirol-Besuch 🙂

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Ganzheitliche Ernährungsberaterin & Bloggerin

Hey, ich bin Anja

Ich bin das Gesicht hinter HOL.EAT und helfe als zertifizierte Ernährungs- und Gesundheitsberaterin Menschen mit diffusen Verdauungsbeschwerden, Unverträglichkeiten oder Reizdarm, wieder ein unbeschwertes Leben zu führen.

Ich habe selbst eine Fructose- und Laktoseintoleranz und kenne die Herausforderungen, die Sorgen und vielen Fragen nur zu gut. Ich zeige dir in meinem Coaching, wie du natürlich und ganzheitlich deine Darmgesundheit wieder in die richtigen Bahnen lenken kannst.

Meine Mission ist es, zu zeigen, dass auch eine angepasste Ernährung lecker, bunt und gesund sein kann und dass man sich selten mit dem Satz "Das ist jetzt halt so" abfinden muss.

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